Lokwechsel Wendezug
Ein Wendezug fährt mit Lok vorne in das Stumpfgleis eines Kopfbahnhofs ein. Eine neue Lokomotive fährt aus einem Lokwartegleis kommend an den Zug heran und kuppelt an. Anschliessend kuppelt die alte Lok ab und der Wendezug fährt mit der neuen Lok wieder aus dem Bahnhof heraus. Zum Schluss fährt die zurückgebliebene Lok auf das Lokwartegleis und steht für den nächsten Wendezug bereit.
Im folgenden wird beschrieben, wie diese Aufgabe mit Hilfe von vier Zugfahrten im TrainController umgesetzt werden kann. Ausserdem wird im Detail beschrieben wie man die Bremsrampen und Haltepositionen für die einzelnen Blöcke konfiguriert.
Vorüberlegungen
- Bei der Einfahrt in den Bahnhof sollte die Geschwindigkeit nicht zu hoch sein. Deshalb wird hier für alle Blöcke die Höchstgeschwindigkeit auf 40 km/h und die Langsamfahrt (Rangiergang) auf 15 km/h gesetzt.
- Etwa 20 bis 30 cm vor dem Ende von Gleis 1 wird ein Entkuppler benötigt. Der Abstand des Entkupplers vom Gleisende richtet sich nach der Länge der längsten Lok, die für den Wendezug verwendet wird. Die Entkupplerbohle muss sich nach dem Halt des einfahrenden Zuges zwischen der Lok und dem ersten Wagen befinden.
- Bei der Einfahrt auf Gleis 1 sind zwei unterschiedliche Paare von Brems-/Haltemarkierungen notwendig. Jeweils ein Paar für die Einfahrt des Wendezugs, das sind die beiden linken Brems-/Haltemarken, und für das Heranfahren der neuen Lok an das Zugende mit den beiden rechten Brems-/Haltemarken.
- Beim Heranfahren an das Zugende gibt es das Problem, dass die Belegtmelder in Gleis 1 durch den Wendezug besetzt melden und so nicht für das Auslösen des Bremsvorgangs und den Haltepunkt der neuen Lok verwendet werden können. Hier würde ein zusätzlicher Meldeabschnitt am Ende des Gleises helfen. Dies hätte aber den Nachteil, dass die heranfahrende Lok nur eine sehr kurze Bremsrampe hat, oder aber viel wertvolle Gleislänge verschenkt wird. Im nächsten Absatz wird beschrieben wie man den Block in die Weichenstrasse hinein um einen weiteren Meldeabschnitt verlängert.
Der Trick mit der Weiche
Der zusätzliche Meldeabschnitt für Gleis 1 wird in die Weichenstrasse verlagert. Weiche W1 erhält dazu einen eigenen Belegtmelder M W1, und in Gleis 1 wird als dritter Meldeabschitt der Bahnwärter BW Gleis1-W1 eingetragen, der den Zustand des Belegtmelders M W1 überwacht. Da die Weiche W1 aber sowohl zu Gleis 1 als auch Gleis 2 gehört, wird der Bahnwärter im Block 1 mit der Bedingung "W1 gerade" versehen. Weil der zusätzliche Belegtmelder nur beim Heranfahren der neuen Lok benötigt wird, sollte im Auslöser des Bahnwärters aus Einschalten des Belegtmelders der Weiche M W1 und die Zugfahrt Wendezug.2 Lok ankuppeln eingetragen werden. Als Grundvoraussetzung wird die Bedingung Weiche W1 gerade eingetragen und als Memory (Ausschalter) das Ausschalten des Belegtmelders M W1. Mit diesen Einstellungen funktioniert der Lokwechsel sowohl auf der Modellbahn wie auch in der Simulation.
Macht man die gleiche Konfiguration mit dem Bahnwärter auch auf Gleis 2, hier mit der Bedingung "W1 rund", dann wird die Weichenstrasse beim Heranfahren einer neuen Lok wechselweise dem richtigen Gleis zugerechnet. Vielleicht bei einem ähnlichen Manöver beim Bereitstellen und Abholen eines Postwagens?
Zugfahrten
Das Wechseln der Zuglok für den Wendezug besteht aus vier Zugfahrten, die als Nachfolger hintereinander ausgeführt werden.
Zugfahrt Wendezug.1 Einfahrt
- Dies ist eine einfache Standardzugfahrt ohne Besonderheiten. Lediglich das Justieren der Halteposition ist etwas trickreich. Dies wird weiter hinter beschrieben.
Zugfahrt Wendezug.2 Lok ankuppeln
- Hierbei handelt es sich um eine Rangierfahrt, deshalb sollte für diese Zugfahrt im Blockplan beim Zielblock die Option "Gelb anfordern" (15 km/h) gewählt werden.
- In der Karteikarte Regeln muss für diese Zugfahrt eingetragen werden:
- "Reservieren und Einfahrt in belegte Blöcke zulassen", sowie
- "Einfahrt in belegte Zielblöcke zum Ankuppeln erlauben".
- Zum Ende dieser Zugfahrt müssen noch die Operationen zum Abkuppeln der alten Zuglok ausgeführt werden. Dazu wechselt man in den Eigenschaften der Zugfahrt in die Karteikarte Allgemeines und trägt unter Operationen Ziel die folgende Liste ein:
- Ankuppeln (der neuen Lok),
- Abkuppeln Lok links/oben (der alten Lok),
- Wenden,
- Betätigen des Entkupplers.
- Jetzt steht der Wendezug bereit zur Abfahrt mit neuer Lok angekuppelt und alter Lok abgekuppelt, sowohl auf der Modellbahn wie auch im Blockanzeiger von TC.
Zugfahrt Wendezug.3 Ausfahrt
- Dies ist fast eine einfache Standardzugfahrt in Richtung Strecke. Der Wendezug fährt mit der neuen Lok bespannt auf die Strecke aus und lässt die alte Lok in Gleis 1 zurück. Leider kann der oben angewendetet Trick mit der Weiche jetzt dazu führen, das diese Zugfahrt niemals startet. Denn es kann sein, das die neue Lok immer noch die Weiche W1 belegt und damit die Zugfahrt nicht in die belegt Weichenstrasse einfahren darf. Deshalb ist in den Regeln für diese Zugfahrt noch einzutragen:
- "Reservieren und Einfahrt in belegte Weichenstrassen zulassen"
Zugfahrt Wendezug.4 Lok abziehen
- Mit dieser Zugfahrt wird die alte Lok entweder für den nächsten Wendezug aufs Abstellgleis bereitgestellt, oder vielleicht auch Richtung BW gefahren.
Einstellen der Bremsrampen und Haltepunkte
Bei der Konfiguration der Bremsrampen und Haltepunkte gibt es zwei kritische Einstellungen.
- Die erste ist der Haltepunkt bei der ersten Zugfahrt, so dass die Kupplung zwischen Lok und erstem Wagen genau auf dem Entkupplungsgleis ist.
- Die zweite Einstellung ist der Haltepunkt der heranfahrenden Lok, so dass die Lok ankuppelt, aber nicht zu heftig auf den stehenden Zug auffährt.
Vorraussetzung für einen sicheren Ablauf sind saubere Fahrzeuge und Schienen, sowie ordnungsgemäss eingemessene Fahrzeuge. Der erste Versuch ist eine grobe Konfiguration der Rampen mit den in der Modellbahn gemessenen Längen. Dann führt man die erste Zugfahrt (Einfahrt) durch. Mit dem Lineal wird schliesslich der reale Haltepunkt des Zuges zum Entkuppler gemessen und mit der Differenz der Bremsweg und Haltepunkt im Block von Gleis 1 angepasst. Jetzt wird der Versuch solange wiederholt bis der Haltepunkt passt.
Stimmt der Haltepunkt für die Einfahrt, kann mit der nächsten Zugfahrt Lok ankuppeln nach dem gleichen Verfahren vorgegangen werden. Messen in der Modellbahn -> daraus erste Näherung der notwendigen Bremsrampe und der Position des Haltepunkts -> Probefahrt -> Messen -> Korrekturen anbringen und schliesslich sich freuen, wenn der Lokwechsel am Ende vollautomatisch abläuft.
Schlussbemerkungen
- Brems- und Haltemarkierungen
- Wenn sie den Lokwechsel mit unterschiedlich langen Lokomotiven machen, dann müssen Sie für jede der Loks jeweils eigene Brems- und Haltemarkierungen erstellen. Denn wenn die Loks unterschiedlich lang sind, dann befindet sich das Entkupplungsgleis nicht in jedem Fall genau zwischen Lok und ersten Wagen. Und auch das Zugende befindet sich abhängig von der Lok an unterschiedlichen Positionen und damit brauchen Sie eine anderen Bremsrampe und Haltemarkierung.
- Melder in Gleis 1
- Selbstverständlich können Sie den linken Melder in Gleis 1 weglassen und dafür auch eine verschobene Haltemarkierung für die Einfahrt des Wendezugs verwenden.
- Reihenfolge von An- und Abkuppeln
- Eigentlich würde man zuerst die alte Zuglok abkuppeln und danach die neue Zuglok ankuppeln wollen. Dies funktioniert aber nicht. Wenn Sie zum Ankuppeln an einen stehenden Zug in einen Block einfahren, wird automatisch der ganze Zug logisch zusammengekuppelt, unabhängig davon ob die Vorentkupplung den Zug vielleicht noch getrennt hat. Ein Zug kann höchstens an einer Stelle getrennt sein und diese Trennung wird bei der Einfahrt zusammengefügt. Somit würde TrainController den Zug bei der Ausfahrt mit beiden Loks ausfahren lassen. Es sei denn, wir wollten eine nachschiebende Lok.
- Signale
- Die Konfiguration der Signale ist für den Betriebsablauf nur schmückendes Beiwerk, sie haben keine Zugbeeinflussung und schalten auch keine stromlosen Gleisabschnitte. Nehmen Sie einfach die Signale und Signalschaltdecoderbausteine vom Hersteller ihrer Wahl und tragen bei den Signalsymbolen lediglich die Digitaladresse des zuständigen Bausteins ein, so wie sie das auch bei den Weichendecodern machen. Dann schliessen sie die Signale laut Anleitung des Signaldecoders an. Die Zuordnung der einzelnen Signalbilder zu den Zugfahrten und Weichenstellungen wird hier nicht beschrieben.
-- DieterN 21:48, 11. Feb. 2009 (UTC)